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DAS JAHRBUCH FÜR HOBBY-ASTRONOMEN

Sommerzeittheater

Steht uns ein Chaos bevor?

 

In einer der entscheidendsten Fragen für die Zukunft der Europäischen Union, nämlich über die allfällige Abschaffung der Sommerzeit, konnten nun die 511 Millionen EU-Bürger abstimmen. Das Ergebnis war überdeutlich: 84% der Stimmenden wollen keine Zeitumstellungen im Frühling und im Herbst mehr! An der Abstimmung beteiligten sich zwar nur 4.6 Millionen, also  0.89 %, davon drei Viertel aus Deutschland. Aber das genügt der EU-Kommission. Dass sich in Italien sogar nur 0.04 % der Bürger beteiligten, ist auch keines Aufhebens wert. Den Italienern brennen ja jetzt aktuellere Probleme unter den Nägeln, da haben sie an noch so bedeutenden Zukunftsvisionen wohl kein besonderes Interesse.

In der Sache gibt es 3 Varianten: Da man mit zweien davon, der immerwährenden Normalzeit und der in den letzten etwa 40 Jahren praktizierten halbjährigen Sommerzeit, bereits Erfahrungen gesammelt hat, wird es wohl auf die immerwährende Sommerzeit hinaus laufen.

Vorausgesetzt, alle EU-Länder entscheiden sich für diese Variante, sind die Folgen bekannt. Während Mitte Januar in den östlichen EU-Ländern die Sonne um etwa acht Uhr aufgehen würde, zeigte sie sich im Westen Spaniens und Frankreichs erst nach zehn Uhr. Das heisst, bei einem üblichen Schulbeginn um 8 Uhr müssten die Kinder etwa drei Stunden vor Sonnenaufgang aufstehen. Könnte man deswegen im Winterhalbjahr die Schule später beginnen lassen? Aber nein, das wäre ja wieder so eine schreckliche zweimal jährliche Umstellung, die man wegen der schlimmen Folgen gerade abschaffen will.

Es sei aber nicht verschwiegen, dass es eine auch für die Schweiz interessante Lösung gäbe: Frankreich (und Spanien) machen vermutlich nicht mit, sie gehen zurück zur immerwährenden Winterzeit. Das gibt keine grösseren Uhrenprobleme als jetzt etwa bei einem Grenzübertritt von Spanien nach Portugal oder bei der Fahrt über den Hoover-Dam: von  Nevada in den benachbarten Bundesstaat Arizona. Wichtig ist doch, dass im Laufe des Jahres keine Änderungen an den Fahr- und Flugplänen nötig sind.

Und die Schweiz könnte sich so unabhängig für eine Variante entscheiden, sich also entweder Frankreich oder Deutschland anschliessen. Der Entscheid über diese Varianten würde endlich wieder einmal die Massen mobilisieren. Besonders spannend wäre dabei eine Idee, die jetzt schon herumgeistert: man könnte doch nur um eine halbe Stunde schieben, also das Mittel nehmen zwischen dauernder Sommer- und Winterzeit. Das wäre ein echt helvetischer Kompromiss!

 

PS: Und nächstes Jahr stimmen die EU-Bürger über die Schaltsekunden ab!

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